Mittwoch, 27. April 2005

Wie junge Musiker den Tango revolutionieren

Es ist dunkel und stickig. Stampfende Bässe aus den Boxen lassen den Brustkorb vibrieren und verschwitzte Jugendliche drängen sich auf der Tanzfläche.

Doch das hier ist keine Techno-Disco, sondern eine «Milonga», wie die bisher eher altehrwürdigen Tango-Tanzsalons in Buenos Aires heißen. Die jungen Paare, viele in Jeans und Turnschuhen, bewegen sich gekonnt mal schwungvoll kreisend, mal mit lasziver Langsamkeit. Sie sind völlig versunken in ihren Tango. Aus den Lautsprechern aber kommt «Electrotango», ein Sound aus klassischen Tango-Elementen gemischt mit Samples, elektronischen Klängen und Trip-Hop-Beats.


Diese spezielle Electro-Milonga gibt es erst seit vier Monaten. Betrieben wird sie von fünf Freunden, sie sind gerade einmal über 20. Aber auch traditionelle Milongas können sich kaum noch gegen den neuen Trend wehren und haben die Songs von «Bajofondo», «Ultratango» oder «Tanghetto» im Programm, meist in den frühen Morgenstunden. «Keine Frage, Buenos Aires erlebt zurzeit eine Explosion des Electrotangos», sagt Max Masri von der erfolgreichen Band «Tanghetto».

Wer die Calle Florida, die bekannteste Einkaufsstraße im Zentrum der Millionenmetropole, entlangläuft, wird alle paar Meter mit Tango Electrónico aus den zahlreichen Plattenläden beschallt. Die experimentierfreudigen Musiker werden inzwischen als Popstars gefeiert, mit goldenen Schallplatten ausgezeichnet und das Projekt «Bajofondo Tango Club» erhielt 2003 den Latin Grammy für das «Best Pop Instrumental Album».

«Es war im Prinzip das, worauf alle gewartet haben», erzählt Carlos Libedinsky, Mastermind des Projekts «Narcotango». Schon seit Jahren erlebt der Tango ein Comeback gerade auch bei jungen Leuten. «Die neue Tänzergeneration hat viel mit den Bewegungen des Tango experimentiert und ihm ganz neue Elemente hinzugefügt, ihn revolutioniert. Aber sie tanzten zu der gleichen Musik wie ihre Großeltern. Das passte irgendwie nicht», erzählt Carlos.

Also fing Carlos, der bis dahin klassischen Tango gespielt hatte, im Jahr 2000 an, zu experimentieren. Ließ sich von «Massive Attack», Björk oder Tom Waits beeinflussen, deren Musik eine ähnlich dichte und dunkle Atmosphäre hat wie der Tango. Die Kreationen des 43-Jährigen stießen bei den DJs der Milongas jedoch zunächst auf totale Ablehnung. Die Musik blieb ein Geheimtipp unter Tango-Musikern. Erst als «Bajofondo» 2003 von einer großen US-Plattenfirma unter Vertrag genommen wurde, kam die Lawine ins Rollen.

Trotz des Erfolgs bei jungen Leuten ist Electrotango keine simple Discomusik. Die großen Bands bestehen aus Musikern mit einer klassischen Tangoausbildung. Bei den Konzerten stehen sie zu siebt oder zu acht auf der Bühne, mit Computer, Synthesizern und Plattentellern, aber eben auch mit Bandoneon, Geige und Kontrabass. Die Songs wirken sehr durchdacht und ausgefeilt, sind sehr emotional und tiefgründig. «Electrotango, das ist der Tango wie er heute sein muss,» ist sich Carlos sicher.

Sogar der klassische Tango profitiert von seinem elektronischen Enkelkind. «Diese Musik ist für viele junge Leute der erste Schritt zum klassischen Tango», sagt Masri, einer der beiden Köpfe von «Tanghetto». Die Milongas sind inzwischen voll von Jugendlichen, sie lieben den Tanz und identifizierten sich mit der Musik ihrer Vorfahren.

Dennoch verweigern einige Verfechter der alten Tangoschule den jungen Künstlern die Anerkennung. Carlos nennt sie Taliban: «Die nutzen jede Gelegenheit, unsere Musik als importierten Dreck zu bezeichnen. Aber so ist es immer, wenn etwas Neues entsteht. Es gibt Leute, die ihr Revier verteidigen wollen.»

Doch Carlos lässt sich davon nicht beeindrucken und der Erfolg gibt ihm recht. Im Herbst kommt «Narcotango» sogar für 15 Konzerte erstmals nach Deutschland. «Für mich ist es ein absoluter Glücksfall, dass jetzt gerade die Zeit ist, in der ich mich in einer Musik ausdrücken kann, die zugleich mich und noch so viele andere Menschen bewegt. Das gibt mir das Gefühl, genau zur richtigen Zeit auf diesem Planeten zu sehen.

Quelle: Yahoo

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