Montag, 14. März 2005

Griechenland - Musik vom Rand Europas

Traditionelle griechische Musik lebt heute vor allem auf Kreta und im Epirus-Gebirge. Den orientalisch rauen Rembetiko machten 1920/21 aus der Türkei vertriebene Griechen in den Hafenstädten heimisch. Der Sirtaki jedoch, der heute zu jedermanns Griechenland-Bild gehört, wurde erst von Mikis Theodorakis für den Film "Alexis Sorbas" erfunden.

REMBETIKO - LIEDER VON LIEBE, LEID & HASCH
Wenn es eine Musik aus Griechenland gibt, die der gemeine Ausländer neben Sirtaki noch kennt, dann ist es Rembetiko. Für (und auch von) Touristen wird Sirtaki à la Zorbas weiterhin getanzt, aber einen weitaus größeren Einfluss haben bis heute die Rembetiko-Musiker [...], die nach dem verlorenen Krieg gegen die Türkei 1921/22 aus den griechisch dominierten Städten Kleinasiens, vor allem aus Smyrna und Konstantinopel, ins unbekannte "Mutterland" emigrieren mussten.

Ein Großteil dieser mehr als eine Million entwurzelter Griechen siedelte sich an den Rändern von Piräus, Thessaloniki, Volos und Athen an. Diese Hafenstädte wurden zu Sammelbecken für die schwer integrierbaren Immigranten. Der Name "Rembetis" bedeutet denn auch u. a. "unbändig, widerspenstig" und stand als Synonym für "Vagabund, Strolch, kleiner Gauner". Binnen kurzer Zeit entstand so eine urbane Subkultur, deren Musik bis in das Herz der multi-ethnischen griechischen Kultur stoßen sollte, auch dank der vielen Schellackaufnahmen aus jener Blütezeit des Rembetiko zwischen 1925 und 1936.

Popularität und staatliche Zensur:
Erst ab 1930 verließen die Musiker nach und nach die Spelunken und spielten ihre leicht morbiden, aber immer seelenvollen Songs von Liebe, Drogen, Gefängnis und Tod in öffentlichen Tavernen für ein größeres Publikum. Doch dieser paradiesische Zustand sollte nicht lange anhalten. 1936 putschte sich der erklärte Hitler-Anhänger General Ioannis Metaxas an die Macht. Als eine der ersten Amtshandlungen unterwarf er die Rembetes und ihre Musiker der Zensur; Männer und Frauen, die weiter Drogen konsumierten, und Leute, die gegen das faschistische Regime opponierten, wurden ab 1937 brutal verfolgt und ins Exil getrieben.

Emanzipierte weibliche Stars:
Auch Frauen stießen in die erste Riege der Interpreten vor, darunter die Rembetissa Rita Ambadsi oder Rosa Eskenazi. Letztere wurde um 1900 in Konstantinopel in einer griechisch-jüdischen Familie geboren und begann ihre Karriere als Sängerin in den Café Amán 1 genannten, orientalisch geprägten Lokalen von Thessaloniki. 1929 folgte ihre erste Plattenaufnahme. Nur ein Verehrer im Generalsrang konnte sie in der Zeit der deutschen Besatzung nach 1941 vor der Deportation in ein Konzentrationslager bewahren. Gesungen hat sie noch bis kurz vor ihrem Tod im Jahre 1980. Eine Rembetissa war nicht verheiratet und konnte ihre Männer nach Belieben wechseln, bewegte sich also, wie ihre männlichen Kollegen, außerhalb des gängigen Moralkodex der griechischen Gesellschaft.

Rembetiko-Revival in den 70er Jahren:
Zwischen 1945 und 1955 erlebte die immer mehr zu virtuosem Bouzoukispiel tendierende Musik der Rembetes, die den Krieg überlebt hatten, einen starken Auftrieb und zog in immer teurer werdenden Tavernen ein zunehmend bürgerliches, zumindest aber wohlhabendes Publikum an. Von der anfänglichen Subversivität dieser Musik war nicht mehr viel übrig geblieben. [...] Erst mit so virtuosen Spielern wie Markos Vamvakaris eroberte sich die Bouzouki ihre dominierende Stellung in der Rembetikamusik. Eine Kompanía besteht auch heute meist aus einem oder zwei Sängern, mehreren Bouzouki-Spielern, ein oder zwei Baglamavirtuosen und einem Gitarristen. Lange galt die Bouzouki-Musik als minderwertiges Vergnügen für die Unterschicht, aber spätestens seit dem Ende der zweiten Militärdiktatur (1967-74) erlebten die Rembetes-Ensembles ein erstaunliches Revival, das auch über die Grenzen Griechenlands hinaus Wirkung zeigte.

VOLKSMUSIK AUF DEN INSELN - KRETA UND DIE LIRA

Kapelle auf Kreta - Trommler und Lira-Spieler
Lira-Musik zu Hochzeit und Heiligen-Verehrung
Neben dem Epirusgebirge im äußersten Norden Griechenlands gilt die Insel Kreta als zweiter großer Rückzugsraum griechischer Musiktraditionen. Die kleinen kretischen Ensembles bestehen meist aus einem Lira- und ein bis zwei Lautenspielern und werden vor allem zu Hochzeiten oder zu den Feiern der Schutzheiligen engagiert.Zwei unumstrittene local heroes der kretischen Lira sind Nikos Xylouris und sein Bruder Psarantonis . Nikos Xylouris wurde 1936 im kretischen Dorf Anogia geboren und begann als Kind mit dem Liraspiel. Mit 17 ging er in die Inselhauptstadt Heraklion und spielte im legendären Club Castro Walzer, Tango, Rumba und Samba. Und immer wieder auch traditionelle Melodien wie den beliebten Volkstanz Syrtos.

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