Mittwoch, 2. März 2005

Who is Jay Haze?

Textone Interview
Von Zeit zu Zeit passieren im Netz noch Dinge, die vorher kaum denkbar gewesen wären. Das Label Textone ist ein solcher Fall. Sicher gab es auch schon vorher Netaudio Labels, die hervorragende Releases im Netz stehen hatten, doch der Weg, mit 3 Vinyllabels als Hintergrund und jahrelanger Erfahrung bei der professionellen Führung solcher, ins Netz zu expandieren ist relativ einmalig. Jay Haze und Björn Hartmann haben diesen Weg eingeschlagen und haben der Netzgemeinde minimale Grooves und tiefen Dub geschenkt, für den man bisher Geld ausgeben mußte oder Pirat sein.

Jay Haze kommt musikalisch vom Dub. "diese Musik hat mich mit elektronischer Musik in Verbindung gebracht. Das Experimentelle und die Einfachheit der Musik hat mich fasziniert und mich dahin gebracht, wo ich jetzt stehe". Neben Tuning Spork, für Techhouse mit Tanzflächen Ausrichtung und Contexterior Media, für experimentellere Elektronica betreibt Jay zusammen mit Björn noch das Offline-Label Future Dub. "Mit Future Dub will ich den Roots-Dub aus Kingston Jamaika weiterdenken, auf ein neues Level heben. Ich gehe dabei nicht den Weg, den Rythm & Sound / Basic Channel gehen, deren Magie in der Einfachheit liegt, sondern den Raum für Dub neu zu definieren."

Das gute Arbeiten mit den Labels spiegelt sich nicht nur in der Anerkennung der Labelpolitik durch die Szene, sondern auch in vermehrten Auftreten und einer im November stattfindenden Japan Tour. Bei solchem Erfolg stellt sich besonders die Frage, warum man nun den Weg ins Internet gesucht hat. Darauf hat Jay eine recht ökonomische Antwort: "Die eigentliche Motivation zum Start des Labels, war der Fact, daß wir sehr viel gute Demos hatten, die wir wegen des finanziellen risikos nicht auf Platte veröffentlichen konnten. Bei einer Zugfahrt haben wir dann über das Label thinner gesprochen und gesagt: Hey laß und das machen!". Bei den Vinyllabels steht Jay eher im Vordergrund, wo hingegen Textone das Baby von Björn ist. "Schon durch mein Studium der Computer Wissenschaften, bin ich diesem Medium eher zugewand als Jay. Unser Plan war eigentlich nicht von Anfang an, bekannte Künstler auf Textone zu veröffentlichen. Durch unseren Background haben wir aber doch eher Kontake zu Leuten, die Platten veröffentlicht haben. Bei Theodor Zox (Textone#5) war es eben ein gutes Demo, weshalb wir ihn genommen haben. Er hatte vorher keine Platten veröffentlicht. Was wir auf keine Fall wollen, ist eine Abfallverwertung von Künstlern zu betreiben, deren Tracks auf keinem "richtigen" Label untergekommen sind.”

Den Unterschied zwischen Textone und anderen Netaudio Labels sehen beide auch nur durch den Background, den beide durch jahrelanges Betreiben von Labels erhalten haben. "Wir haben genau den gleichen Qualitätsanspruch, wie ein normales Label und gehen auch professionel in Sachen wie Mastering und Preparation der Files usw. an die Sache ran." meint Björn zu etwaigen Unterschieden. Es ist ja auch nicht nur allein Textone vorbehalten, bekannte Künstler im Netz zu veröffentlichen. Bei einem der Vorreiter, Thinner gab es schon immer und die letzte Zeit vermehrt bekanntere Künstler, die Tracks zum Downlaod freigeben.

Die Sozialisierung der beiden zeichnet sich auch bei der Einstellung zur möglichen Zukunft der Musik im Internet. Jay ist sehr skeptisch: "Ich glaube nicht, das irgendjemand sein Geld durch Downloads seiner Musik verdienen kann. Es ist ganz simpel: Wenn es im Internet ist, kann man es umsonst bekommen. Irgendjemand kauft es einmalig und stellt es dann ins Netz. Piraterie findet nunmal statt im Internet. Wenn man etwas umsonst bekommen kann, ist es schwierig Leute dazu zu bewegen Geld dafür auszugeben. Es funktioniert einfach nicht. Fast jeder, den ich kenne nimmt irgendwie Teil an der Piraterie, sei es Musik, Software oder Filme. Das ist erschreckend! Wir sind im Zeitalter der Piraterie.Solange die Moral der Leute nicht besser wird, sehe ich darin keine Zukunft. Es wird auch immer Leute geben, die Platten kaufen wollen"

Björn sieht eher die alten Strukturen überdenkenswert: "Meine Ansicht ist, das eigentlich die Carrier Medien, die Tonträger an sich, ausgedient haben. Wenn ich mir die Kostenstruktur unserer Vinylreleases ansehe, geht das meiste Geld für Manufacturing und danach für die Distribution drauf. Weil es einfach darum geht ein faßbares Objekt herzustellen in einer Fabrik und das hat ein Gewicht, und muß dann nachher mit UPS etc. durch die Welt geschickt werden. Aber die Verbindung zwischen diesem Objekt und der Musik an sich ist ja nicht zwingend. Musik ist ja ein immaterielles Gut. Das ist es doch eigentlich nur naheliegend, die Musik von diesem überflüssigen Objekt zu trennen und einfach als pure Information zu übertragen." Durch eine rosa Brille sieht Björn allerdings die Welt im Netz auch nicht: "Das Hauptproblem bleibt, wie es sichergestellt wird, das Musiker weiterhin von ihrem Schaffen leben können.”

Falls man keine Platten verkauft, könnte man ja durch Auftritte Geld verdienen. Das ist zumindest eine Wendung zu einem alten Modell von Musikerm, wie es z.B. von Matt Black / Coldcut für Möglich gehalten wird. laut Jay kann das aber nicht die Lösung sein: "Ich verdiene eigentlich auch nur durch Auftritte Geld. Platten rauszubringen ist immer ein finanzielles Risiko und unter 10.000 verkauften Scheiben, was kein Underground Label schafft, zahlt man mehr oder weniger drauf. Aber es kann nicht sein, das man sein Geld nur durch Auftritte verdient. Es gibt Leute, die machen geniale Musik, können aber nicht auftreten. Die sind dann eben screwed."

Ohne in diesem Interview eine Lösung für die Zukunft der Musik zu finden, bleibt noch ein Ausblick von Björn, was demnächst von Textone zu erwarten ist. "Wir wollen auf jeden Fall den bisherigen Release Plan weiterhin beibehalten, das heisst alle Zwei Wochen gibt es eine neue Ep, jeweils zum ersten und zum 15. Über Weihnachten werden wir erstmal etwas Pause machen, weil erstens wir ja auch unseren Urlaub nehmen wollen und zweitens die Leute auch in der Ferienzeit nicht so oft vor dem Rechner sitzen. Dann wird es zum 15. Dezember ein Weihnachtsgeschenk geben, für das Jay gerade die A&R Arbeit macht, aber im neuen Jahr gehts dann eben weiter mit den regulären Releases."

Textone kann man als Netlabel bezeichnen, das am konsequentesten Qualitätsmanagement und eine professionelle Labelarbeit betreibt, wie es von vielen für das Internet gefordert wird. Damit auch wieterhin erstklassige Releases auf dem Label erscheinen können hat Björn noch einen Aufruf an euch: " Wenn ihr Demo CDs habt, mit minimalem Material, einfach an uns schicken. Unsere Mailing Adresse ist auf der Webseite und wir hören uns jedes einzelne Demo an und innerhalb von ein oder zwei Tagen gibts dann eine email, die genau beschreibt, was uns gefallen hat und was uns nicht gefallen hat und wie die chancen stehen. Was wir noch machen können, was meiner Meinung nach in der Netzaudioszene wichtig ist: Wenn wir gute Musik bekommen, die jetzt nicht vielleicht in unser Konzept passt, leiten wir es auch gerne weiter an andere Netlabels." Ein schönes Schlußwort!

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