Bildung: SAE Education
Kursangebote, die die Kunst des Auflegens lehren, schießen seit geraumer Zeit wie Pilze aus dem Boden, auf der anderen Seite wird auf Sonderveranstaltungen die Zukunft der elektronischen Musik beschworen – möchte man jedoch als Grünschnabel den ersten Schritt ins (und sei es nur hobbyheimische) Danceproduktionsgeschäft wagen, so bleibt dieser Weg im Regelfall verschlossen durch eine massive Tür mit der Aufschrift "Unwissenheit". Lange kann es dann dauern, bis sich diese Tür trotz aller autodidaktischer Lernbereitschaft einen Spalt weit öffnet; vermutlich länger als vor etlichen Jahren noch, da die Auswahl in Frage kommender Instrumente noch eher klein, die stilistische Zersplitterung weit weniger fortgeschritten und selbst schlichte Trackproduktionen durchaus reelle Chancen auf szeneinternen Erfolg hatten. Und heute? Die Zahl unterschiedlichster Produktionsmittel gleicht einem undurchdringlichen Dickicht, Einsteiger können kaum mehr abschätzen, welche Geräte für sie nutzbringend, geschweige denn, wie diese optimal zu verknüpfen sind: Hardware, Software, MIDI, USB; Sync und CV/Gate, ohjemineh; virtuell-analog oder DSP-digital, der Hersteller preist den "Groove" – also glaub’ ich das mal...
Mit dem Ende vom Lied: ein verzweifelter Hilfeschrei verhallt leise in den untauglichen Algorithmen eines Geiz-ist-geil-Effektors. Doch es gibt Hilfe. Denn zum nunmehr vierten Male weist der Münchner Standort des privat geführten "Sound Of Audio Engineer"-Institutes einen Lehrgang im Programmheft aus, der mit dem sogenannten "Electronic Music Producer"-Zertifikat abschließt. Um jedoch Missverständnissen gleich vorzubeugen: EMP-Kurs und Abschluss, welche gleichfalls an SAE-Schulen Hamburg, Berlin, Leipzig, Köln, Frankfurt und in Kürze auch Stuttgart absolviert werden können, sollten nicht als Freifahrtsschein für eine Euromillionärskarriere im Dancemusik-Bereich betrachtet werden; derartiges kann eine sechsmonatige Schulung nicht versprechen. Auch unterscheiden sich Struktur und Inhalt wesentlich von den Zweijahresstudiengängen der Fachbereiche Audio Engineer, Digital Film Making, Digital Animation oder Creative Media, welche über vier Aufbau-Etappen hinweg mit dem jeweiligen "Bachelor Of Arts"-Diplom abschließen. Während diese straff organisiert vor allem das breit gefächerte technische Know-how in Theorie und Praxis mit der unbedingten Zielsetzung "Beruf" vermitteln, ist das EMP-Angebot auf den Punkt der modernen Dancemusikproduktion hin konzentriert und soll, so SAE-Marketingleiter Marcus Schlösser, den Absolventen dazu befähigen "sein Hobby professionell auszuüben". Ebenso wie EMP-Dozent Gabriel Gutknecht, selbst Produzent, Betreiber des Labels ANP92 und Projektstudioinhaber, kennt Marcus die mit dem Produktionseinstieg verbundenen Probleme aus leidvoller Eigenerfahrung: Fachbegriffe, deren Inhalte und Zusammenhänge schleierhaft sind, erfahrene Bekannte, die nicht gewillt, nicht verfügbar (oder gar nicht vorhanden) sind, um es zu erklären, Fachmagazine, die mehr Fragen aufwerfen als lösen und schließlich die Heuhaufennadel-Suche nach dem passenden Instrument.
Schools out no ever
Noch umbaufrisch riecht es in dem erst vor kurzem offiziell eingeweihten Gebäude der neuen SAE-Schule München Perlach, nur wenige Straßen entfernt vom alten Standort in der Hofer Straße. Einen endlos schwärmerischen Bericht über die High-End-Ausstattung der verschiedenen Schulungsräume könnte nun folgen, auch das neue Konzept der internen Vernetzung, sowohl unter dem zugrifftechnischen wie auch fachbereichübergreifend sozialkommunikativen Aspekt, ist vorbildlich gelöst. Wir jedoch beschränken uns auf eine etwa 10 qm große Parzelle im SAE-Untergeschoss. Hier hat Gabriel Gutknecht ein Schulungsstudio mit Modellcharakter eingerichtet, dessen Konfiguration, so weiß auch der Dozent, sich als derartige Ballung unterschiedlichster Gerätschaften aus verschiedenen Jahrzehnten in freier Produzentenwildbahn kaum ein zweites Male wiederfinden dürfte .Bei der Zusammenstellung ging es aber ausdrücklich nicht darum, ein obskures Instrumentenantiquariat anzulegen, sondern anhand im Dancebereich gebräuchlicher Geräte deren Stärken (aber auch Schwächen) sowie optimale Kombinationen gemeinschaftlich zu erörtern. Entsprechend versetzt ihn die Frage, warum sich im Studio keinerlei Groovetools befänden, in eine Art allergischen Schockzustand. Denn: "Genau das ist es, dem ich gegensteuern möchte: Dosen, die suggerieren, alles zu können, aber dann doch nichts leisten. Gleiches gilt übrigens für All-In-One-Software. Auch hier möchte ich die Schüler für die Erkennung des Unterschieds zwischen flach digital und druckvoll veredelt klingenden Produktionen sensibilisieren. Tatsächlich ist für nicht wenige, die hier anfangen, der Ausgangspunkt eine reine Softwareproduktion mit der Frage: Warum kickt die nicht?
Deshalb wird Gerätekunde einen wichtigen Platz im EMP-Lehrgang einnehmen. Ein klassischer Anfängerfehler, der mir auch in den Kursen immer wieder auffällt, ist zudem, sich in einer Produktion zu verlieren und nicht zu erkennen, wann der Track fertig ist. Es wird also bei aller Kreativität praktisch kein Output generiert. An den theoretischen Grundlagen kommen wir natürlich ebenso nicht vorbei: das reicht von den rechtlichen Fragen des Samplings bis zur Audiophysik. Wir werden diesen trockenen Teil allerdings so gering wie für das Verständnis nur unbedingt nötig halten".
Jeweils sechs der durchschnittlich 25 Wochenstunden sind für theoretische Vorlesungen abgestellt, ansonsten steht der praktische Studioumgang eindeutig im Vordergrund, bei der sich Spaß am Experiment ungehemmt entfalten darf. Einen grundsätzlichen Lehrplan gibt es natürlich auch hier, jedoch bietet dieser ebenfalls genügend Feiraum, um Schwerpunkte je nach Kurszusammensetzung und studentischen Wünschen neu zu setzen.
Can you compete?
Die Abschlussprüfung zur Erreichung des EMP-Zertifikats ist schließlich die Produktion eines veröffentlichungsreifen Demotracks, der auf ein Label persönlicher Wahl ausgerichtet sein sollte. Befürchtungen, Gabriel könnte persönliche Vorlieben oder Abneigungen hinsichtlich musikalischer Styles in die Bewertung einfließen lassen, stellen sich freilich nicht: von Eye-Q-Trance über PCP-Hardcore, Squarepusher-Abstrakten bis hin zu seinem aktuellen Steckenpferd Breakbeat hat er schließlich selbst alles er- und gelebt. Nur konkurrenzfähig professionell produziert muss es eben sein. Eine vielleicht gehegte Hoffnung muss der Dozent allerdings leider zerschlagen: "Wir sind hier keine Labelvermittlungsstelle, das möchte deutlich betonen. Wir können zwar Tipps geben, welche Wege man gehen kann, auch um zum Beispiel seinen Track unter realen Bedingungen im Club Testhören zu können – mehr aber auch nicht."
So startet der nächste EMP-Kurs startet in der ersten Novemberwoche 2004, Zugangsvoraussetzungen sind ein Mindestalter von 16 Jahren und natürlich musikalisches Interesse gekoppelt mit hoher Eigenmotivation. Aber Letzteres dürften wohl ohnehin alle mitbringen, die einen umweglos professionellen Einstieg suchen und bereit sind, dafür eine Gesamtstudiengebühr von knapp 2000 Euro zu investieren.
EMP@SAE
Standorte: HH, B, L, K, FFM, S, M
Kursstart: Mai und November
Dauer: 6 Monate, 25 Std./Woche
Teilnehmerzahl: max. 20
Gebühren:1.910 Euro (Vorkasse)
Lehrgangsinhalte:
Tontechnik (Grundlagen)
Tonstudiokomponenten,
spezielle Computerkenntnisse
Musikproduktion
Arrangement, Komposition,
Songstruktur, Aufnahme, Mastering
Harddiskrecording
Digitale Schnittsysteme, Soundfile-Edit,
kreativer Schnitt
MIDI & Sequencing
Software-Sequencing, MIDI-Programmierung,
Befehlsstrukturen, Kommunikation Audio/MIDI,
Aufbau Tonsstudio (virtuell), effektives Arbeiten
Sampling & Klangsynthese
Instrumentenkunde (Hardware, Software),
Verkettung, Triggering, Klangsynthese,
Groove-/Sounddesign, Soundsampling
Link zu SAE Education
Mit dem Ende vom Lied: ein verzweifelter Hilfeschrei verhallt leise in den untauglichen Algorithmen eines Geiz-ist-geil-Effektors. Doch es gibt Hilfe. Denn zum nunmehr vierten Male weist der Münchner Standort des privat geführten "Sound Of Audio Engineer"-Institutes einen Lehrgang im Programmheft aus, der mit dem sogenannten "Electronic Music Producer"-Zertifikat abschließt. Um jedoch Missverständnissen gleich vorzubeugen: EMP-Kurs und Abschluss, welche gleichfalls an SAE-Schulen Hamburg, Berlin, Leipzig, Köln, Frankfurt und in Kürze auch Stuttgart absolviert werden können, sollten nicht als Freifahrtsschein für eine Euromillionärskarriere im Dancemusik-Bereich betrachtet werden; derartiges kann eine sechsmonatige Schulung nicht versprechen. Auch unterscheiden sich Struktur und Inhalt wesentlich von den Zweijahresstudiengängen der Fachbereiche Audio Engineer, Digital Film Making, Digital Animation oder Creative Media, welche über vier Aufbau-Etappen hinweg mit dem jeweiligen "Bachelor Of Arts"-Diplom abschließen. Während diese straff organisiert vor allem das breit gefächerte technische Know-how in Theorie und Praxis mit der unbedingten Zielsetzung "Beruf" vermitteln, ist das EMP-Angebot auf den Punkt der modernen Dancemusikproduktion hin konzentriert und soll, so SAE-Marketingleiter Marcus Schlösser, den Absolventen dazu befähigen "sein Hobby professionell auszuüben". Ebenso wie EMP-Dozent Gabriel Gutknecht, selbst Produzent, Betreiber des Labels ANP92 und Projektstudioinhaber, kennt Marcus die mit dem Produktionseinstieg verbundenen Probleme aus leidvoller Eigenerfahrung: Fachbegriffe, deren Inhalte und Zusammenhänge schleierhaft sind, erfahrene Bekannte, die nicht gewillt, nicht verfügbar (oder gar nicht vorhanden) sind, um es zu erklären, Fachmagazine, die mehr Fragen aufwerfen als lösen und schließlich die Heuhaufennadel-Suche nach dem passenden Instrument.
Schools out no ever
Noch umbaufrisch riecht es in dem erst vor kurzem offiziell eingeweihten Gebäude der neuen SAE-Schule München Perlach, nur wenige Straßen entfernt vom alten Standort in der Hofer Straße. Einen endlos schwärmerischen Bericht über die High-End-Ausstattung der verschiedenen Schulungsräume könnte nun folgen, auch das neue Konzept der internen Vernetzung, sowohl unter dem zugrifftechnischen wie auch fachbereichübergreifend sozialkommunikativen Aspekt, ist vorbildlich gelöst. Wir jedoch beschränken uns auf eine etwa 10 qm große Parzelle im SAE-Untergeschoss. Hier hat Gabriel Gutknecht ein Schulungsstudio mit Modellcharakter eingerichtet, dessen Konfiguration, so weiß auch der Dozent, sich als derartige Ballung unterschiedlichster Gerätschaften aus verschiedenen Jahrzehnten in freier Produzentenwildbahn kaum ein zweites Male wiederfinden dürfte .Bei der Zusammenstellung ging es aber ausdrücklich nicht darum, ein obskures Instrumentenantiquariat anzulegen, sondern anhand im Dancebereich gebräuchlicher Geräte deren Stärken (aber auch Schwächen) sowie optimale Kombinationen gemeinschaftlich zu erörtern. Entsprechend versetzt ihn die Frage, warum sich im Studio keinerlei Groovetools befänden, in eine Art allergischen Schockzustand. Denn: "Genau das ist es, dem ich gegensteuern möchte: Dosen, die suggerieren, alles zu können, aber dann doch nichts leisten. Gleiches gilt übrigens für All-In-One-Software. Auch hier möchte ich die Schüler für die Erkennung des Unterschieds zwischen flach digital und druckvoll veredelt klingenden Produktionen sensibilisieren. Tatsächlich ist für nicht wenige, die hier anfangen, der Ausgangspunkt eine reine Softwareproduktion mit der Frage: Warum kickt die nicht?
Deshalb wird Gerätekunde einen wichtigen Platz im EMP-Lehrgang einnehmen. Ein klassischer Anfängerfehler, der mir auch in den Kursen immer wieder auffällt, ist zudem, sich in einer Produktion zu verlieren und nicht zu erkennen, wann der Track fertig ist. Es wird also bei aller Kreativität praktisch kein Output generiert. An den theoretischen Grundlagen kommen wir natürlich ebenso nicht vorbei: das reicht von den rechtlichen Fragen des Samplings bis zur Audiophysik. Wir werden diesen trockenen Teil allerdings so gering wie für das Verständnis nur unbedingt nötig halten".
Jeweils sechs der durchschnittlich 25 Wochenstunden sind für theoretische Vorlesungen abgestellt, ansonsten steht der praktische Studioumgang eindeutig im Vordergrund, bei der sich Spaß am Experiment ungehemmt entfalten darf. Einen grundsätzlichen Lehrplan gibt es natürlich auch hier, jedoch bietet dieser ebenfalls genügend Feiraum, um Schwerpunkte je nach Kurszusammensetzung und studentischen Wünschen neu zu setzen.
Can you compete?
Die Abschlussprüfung zur Erreichung des EMP-Zertifikats ist schließlich die Produktion eines veröffentlichungsreifen Demotracks, der auf ein Label persönlicher Wahl ausgerichtet sein sollte. Befürchtungen, Gabriel könnte persönliche Vorlieben oder Abneigungen hinsichtlich musikalischer Styles in die Bewertung einfließen lassen, stellen sich freilich nicht: von Eye-Q-Trance über PCP-Hardcore, Squarepusher-Abstrakten bis hin zu seinem aktuellen Steckenpferd Breakbeat hat er schließlich selbst alles er- und gelebt. Nur konkurrenzfähig professionell produziert muss es eben sein. Eine vielleicht gehegte Hoffnung muss der Dozent allerdings leider zerschlagen: "Wir sind hier keine Labelvermittlungsstelle, das möchte deutlich betonen. Wir können zwar Tipps geben, welche Wege man gehen kann, auch um zum Beispiel seinen Track unter realen Bedingungen im Club Testhören zu können – mehr aber auch nicht."
So startet der nächste EMP-Kurs startet in der ersten Novemberwoche 2004, Zugangsvoraussetzungen sind ein Mindestalter von 16 Jahren und natürlich musikalisches Interesse gekoppelt mit hoher Eigenmotivation. Aber Letzteres dürften wohl ohnehin alle mitbringen, die einen umweglos professionellen Einstieg suchen und bereit sind, dafür eine Gesamtstudiengebühr von knapp 2000 Euro zu investieren.
EMP@SAE
Standorte: HH, B, L, K, FFM, S, M
Kursstart: Mai und November
Dauer: 6 Monate, 25 Std./Woche
Teilnehmerzahl: max. 20
Gebühren:1.910 Euro (Vorkasse)
Lehrgangsinhalte:
Tontechnik (Grundlagen)
Tonstudiokomponenten,
spezielle Computerkenntnisse
Musikproduktion
Arrangement, Komposition,
Songstruktur, Aufnahme, Mastering
Harddiskrecording
Digitale Schnittsysteme, Soundfile-Edit,
kreativer Schnitt
MIDI & Sequencing
Software-Sequencing, MIDI-Programmierung,
Befehlsstrukturen, Kommunikation Audio/MIDI,
Aufbau Tonsstudio (virtuell), effektives Arbeiten
Sampling & Klangsynthese
Instrumentenkunde (Hardware, Software),
Verkettung, Triggering, Klangsynthese,
Groove-/Sounddesign, Soundsampling
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Philippe La PlastiQue - 27. Okt, 14:56