Interview mit Technasia
Kreativität durch Herausforderung
Charles Siegling und Amil Khan, besser bekannt als "Technasia", mögen es gerne kompliziert. Der Franzose und der Hongkong-Chinese bringen gerade ihren ersten Longplayer "Future Mix" in die europäischen Plattenläden, landeten im vergangenen Sommer den Konsens-Hit mit der Single "The Force" - und ihre aktuelle Scheibe "Evergreen" dreht sich auf den edelsten Plattentellern der ganzen Welt.
Wie würdest Du "Future Mix" beschreiben?
Charles: Das ist eine ganz abgefahrene Produktion, die auf einer echten Hongkonger Radioshow basiert. Michael Nee, ein befreundeter MC, ist der Host; auf der CD gibts einen Mitschnitt dieser Show. Wir präsentieren 13 teilweise unveröffentlichte Technasia-Tracks, die mit echten chinesischen Webejingles und Moderationen durchsetzt sind. Es ist also ein Radio-Show-Compilation-Album und - wenn man so will - ein akustischer Trip in den Äther Hongkongs, der die vier Jahre Technasia repräsentiert.
In Honkong befindet sich auch die Homebase von Technasia. Du aber arbeitest und wohnst in Paris. Wie passt das zusammen?
Charles: Wir benutzen das Internet, um unsere Files hin und her zu schicken. Das geht so lange, bis ein grobes Skelett der Tracks steht. Für den Feinschliff treffen wir uns dann entweder in Hongkong oder in Paris. Für uns stellt diese Distanz nicht mehr als eine Herausforderung dar, sie ist also kein Hindernis. Und Herausforderungen haben schon immer unsere Kreativität beflügelt.
Fließt die politische Situation in und um Hongkong in Eure Musik ein?
Amil: Eigentlich nicht direkt. Hongkong ist nach wie vor ein vom kommunistischen China relativ unabhängiger Teil des Landes. Wir wollen mit unserer Musik vor allem Alternativen zu bisherigen Produktionen bieten. Das bezieht sich natürlich auch auf kontrollierte Märkte wie China - zielt aber im Kern auf die ganze Welt. Technasia soll ein breites Publikum erreichen und den Menschen zeigen, dass Techno mehr als nur Bumm-Bumm-Bumm zu bieten hat. Wir achten aber immer darauf, nicht kommerziell und flach zu klingen.
Charles: Das ist auch einer der Gründe, warum wir bislang nur sechs EPs veröffentlicht haben. Wir bringen nur Stücke auf den Markt, hinter denen wir 100-prozentig stehen. Dabei ändern wir immer wieder unseren Style, probieren neue Einflüsse aus und suchen nach Alternativen zu unserem bisherigen Sound.
Ihr legt auf und spielt auch live. Was ist das Besondere an einem Technasia-Live-Act?
Charles: Nun - ich würde sagen: die Verbindung aus unserer Musik und meinem Gesang. Ich singe tatsächlich selbst und benutze nur einige Filter und Effekte, um die Stimme zu verfremden. Ebenfalls eine Herausforderung für mich. (lacht)
Man könnte einige Eurer Tracks als einen "Schuss Underworld mit einer Prise Depeche Mode" bezeichnen. Seht Ihr das auch so?
Beide schauen sich kurz an.
Amil: Interessant - das liegt wenigstens nicht ganz daneben. Zumindest, wenn man die jüngeren Produktionen im Blick hat. Jeder erstellt natürlich andere Vergleiche und hat andere Dinge im Kopf - aber wenn du das damit verbindest, ist das okay.
Technasia ist nicht nur ein Projekt, sondern auch der Name eines Labels. Gibt es eigentlich noch andere Acts, die auf Technasia produzieren?
Amil: Nein - Technasia ist nur Technasia. Wir sind ein Kollektiv, das alle anfallenden Arbeiten im Haus hält. Etwa so wie eine asiatische Abart von Underground-Resistance. Wir haben gar kein Interesse an Major-Labels und vielen Acts - da würde unsere Identität verloren gehen. Technasia soll für sich sprechen; die Magie eines abgeschlossenen und selbstbestimmten Projektes soll erhalten bleiben.
Charles: So warten die Leute gespannt auf das, was aus unserem Haus kommt. Und sie wissen, dass es nur Technasia - und nicht Technasia auf irgendeinem Major-Label ist.
Gibt es Bereiche, für die Ihr gerne mal produzieren würdet, die Ihr bislang aber noch nicht erreicht habt?
Charles: Soundtracks wären cool. So was wie "Blade Runner". Ich glaube zwar nicht, dass wir es besser als Vangelis hätten machen können - aber dennoch. Es gibt immer neue Regisseure, mit denen ich mir vorstellen könnte zu arbeiten. "Chungking Express" fand ich faszinierend. Oder Videospiele - einmal Musik für ein Videospiel zu komponieren, würde mich auch reizen. Die neuen Medien bringen immer neue Chancen und Herausforderungen, die mich kreativ arbeiten lassen. Wir versuchen uns immer kurzfristige Ziele zu stecken, um nicht irgendwann das große Ziel erreicht zu haben - und dann ins Leere zu fallen.
Welchen Stellenwert spielt das "Clublife" für Euch?
Charles: Sehr wichtig. Die Leute sollen die Musik zwar auch mal ganz bewusst zu Hause hören - aber ein Track muss im Club funktionieren. Und das können wir nur dort testen. Außerdem wollen wir nie vergessen, wo wir herkommen. In Deutschland mag die Bedeutung der Clubs für Techno langsam zurückgehen, weil die Musik hier sehr verbreitet ist und auch außerhalb der Clubs gespielt wird. In anderen Ländern aber ist das noch echter Underground und Techno läuft ausschließlich in den Clubs.
Charles Siegling und Amil Khan, besser bekannt als "Technasia", mögen es gerne kompliziert. Der Franzose und der Hongkong-Chinese bringen gerade ihren ersten Longplayer "Future Mix" in die europäischen Plattenläden, landeten im vergangenen Sommer den Konsens-Hit mit der Single "The Force" - und ihre aktuelle Scheibe "Evergreen" dreht sich auf den edelsten Plattentellern der ganzen Welt.
Wie würdest Du "Future Mix" beschreiben?
Charles: Das ist eine ganz abgefahrene Produktion, die auf einer echten Hongkonger Radioshow basiert. Michael Nee, ein befreundeter MC, ist der Host; auf der CD gibts einen Mitschnitt dieser Show. Wir präsentieren 13 teilweise unveröffentlichte Technasia-Tracks, die mit echten chinesischen Webejingles und Moderationen durchsetzt sind. Es ist also ein Radio-Show-Compilation-Album und - wenn man so will - ein akustischer Trip in den Äther Hongkongs, der die vier Jahre Technasia repräsentiert.
In Honkong befindet sich auch die Homebase von Technasia. Du aber arbeitest und wohnst in Paris. Wie passt das zusammen?
Charles: Wir benutzen das Internet, um unsere Files hin und her zu schicken. Das geht so lange, bis ein grobes Skelett der Tracks steht. Für den Feinschliff treffen wir uns dann entweder in Hongkong oder in Paris. Für uns stellt diese Distanz nicht mehr als eine Herausforderung dar, sie ist also kein Hindernis. Und Herausforderungen haben schon immer unsere Kreativität beflügelt.
Fließt die politische Situation in und um Hongkong in Eure Musik ein?
Amil: Eigentlich nicht direkt. Hongkong ist nach wie vor ein vom kommunistischen China relativ unabhängiger Teil des Landes. Wir wollen mit unserer Musik vor allem Alternativen zu bisherigen Produktionen bieten. Das bezieht sich natürlich auch auf kontrollierte Märkte wie China - zielt aber im Kern auf die ganze Welt. Technasia soll ein breites Publikum erreichen und den Menschen zeigen, dass Techno mehr als nur Bumm-Bumm-Bumm zu bieten hat. Wir achten aber immer darauf, nicht kommerziell und flach zu klingen.
Charles: Das ist auch einer der Gründe, warum wir bislang nur sechs EPs veröffentlicht haben. Wir bringen nur Stücke auf den Markt, hinter denen wir 100-prozentig stehen. Dabei ändern wir immer wieder unseren Style, probieren neue Einflüsse aus und suchen nach Alternativen zu unserem bisherigen Sound.
Ihr legt auf und spielt auch live. Was ist das Besondere an einem Technasia-Live-Act?
Charles: Nun - ich würde sagen: die Verbindung aus unserer Musik und meinem Gesang. Ich singe tatsächlich selbst und benutze nur einige Filter und Effekte, um die Stimme zu verfremden. Ebenfalls eine Herausforderung für mich. (lacht)
Man könnte einige Eurer Tracks als einen "Schuss Underworld mit einer Prise Depeche Mode" bezeichnen. Seht Ihr das auch so?
Beide schauen sich kurz an.
Amil: Interessant - das liegt wenigstens nicht ganz daneben. Zumindest, wenn man die jüngeren Produktionen im Blick hat. Jeder erstellt natürlich andere Vergleiche und hat andere Dinge im Kopf - aber wenn du das damit verbindest, ist das okay.
Technasia ist nicht nur ein Projekt, sondern auch der Name eines Labels. Gibt es eigentlich noch andere Acts, die auf Technasia produzieren?
Amil: Nein - Technasia ist nur Technasia. Wir sind ein Kollektiv, das alle anfallenden Arbeiten im Haus hält. Etwa so wie eine asiatische Abart von Underground-Resistance. Wir haben gar kein Interesse an Major-Labels und vielen Acts - da würde unsere Identität verloren gehen. Technasia soll für sich sprechen; die Magie eines abgeschlossenen und selbstbestimmten Projektes soll erhalten bleiben.
Charles: So warten die Leute gespannt auf das, was aus unserem Haus kommt. Und sie wissen, dass es nur Technasia - und nicht Technasia auf irgendeinem Major-Label ist.
Gibt es Bereiche, für die Ihr gerne mal produzieren würdet, die Ihr bislang aber noch nicht erreicht habt?
Charles: Soundtracks wären cool. So was wie "Blade Runner". Ich glaube zwar nicht, dass wir es besser als Vangelis hätten machen können - aber dennoch. Es gibt immer neue Regisseure, mit denen ich mir vorstellen könnte zu arbeiten. "Chungking Express" fand ich faszinierend. Oder Videospiele - einmal Musik für ein Videospiel zu komponieren, würde mich auch reizen. Die neuen Medien bringen immer neue Chancen und Herausforderungen, die mich kreativ arbeiten lassen. Wir versuchen uns immer kurzfristige Ziele zu stecken, um nicht irgendwann das große Ziel erreicht zu haben - und dann ins Leere zu fallen.
Welchen Stellenwert spielt das "Clublife" für Euch?
Charles: Sehr wichtig. Die Leute sollen die Musik zwar auch mal ganz bewusst zu Hause hören - aber ein Track muss im Club funktionieren. Und das können wir nur dort testen. Außerdem wollen wir nie vergessen, wo wir herkommen. In Deutschland mag die Bedeutung der Clubs für Techno langsam zurückgehen, weil die Musik hier sehr verbreitet ist und auch außerhalb der Clubs gespielt wird. In anderen Ländern aber ist das noch echter Underground und Techno läuft ausschließlich in den Clubs.
Philippe La PlastiQue - 26. Okt, 17:55